Schmerzen verstehen
10 Fakten, die jeder Patient kennen sollte


Schmerzen sind für viele Menschen ein ständiger Begleiter. Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen oder Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen, warum Patient:innen ärztliche oder physiotherapeutische Hilfe suchen. Gleichzeitig sind Schmerzen oft mit Unsicherheit verbunden:
- „Ist in meinem Körper etwas kaputt?“
- „Brauche ich ein MRT, um sicher zu sein?“
- „Sollte ich mich schonen oder bewegen?“
Die gute Nachricht: Die moderne Schmerzforschung weiß heute viel mehr über die Entstehung von Schmerzen als noch vor einigen Jahren. Dieses Wissen hilft, Angst zu nehmen und Wege aus der Schmerzspirale zu finden.
Hier sind 10 wissenschaftlich belegte Fakten über Schmerzen, die Ihnen helfen können, Ihre Beschwerden besser zu verstehen:
1. Schmerz heißt nicht automatisch Schaden
Viele Menschen erschrecken, wenn sie im MRT oder Röntgen Befunde wie „Arthrose“, „Bandscheibenabnutzung“ oder „Verschleiß“ hören. Doch Studien zeigen: Solche Veränderungen finden sich auch häufig bei Menschen, die überhaupt keine Schmerzen haben.
Fazit: Ein Bild erklärt nicht automatisch Ihre Schmerzen. Schmerz bedeutet nicht zwangsläufig, dass etwas kaputt ist.
2. Das Nervensystem kann überempfindlich werden
Stellen Sie sich Ihr Nervensystem wie eine Alarmanlage vor. Am Anfang reagiert es nur, wenn echte Gefahr droht. Bei langanhaltenden Schmerzen wird diese Alarmanlage aber manchmal so empfindlich, dass sie schon bei kleinsten Reizen losgeht. Das nennt man Sensibilisierung oder „Schmerzgedächtnis“.
Gute Nachricht: Dieses Gedächtnis kann wieder beruhigt werden – mit Bewegung, Therapie und Aufklärung.
3. Wissen wirkt wie Medizin
Studien belegen: Patient:innen, die verstehen, wie Schmerz entsteht, fühlen sich sicherer, haben weniger Angst und können sich besser bewegen. Dieses „Wissen über Schmerz“ ist also selbst eine Form der Behandlung.
Wer versteht, hat weniger Angst – und wer weniger Angst hat, bewegt sich mehr.
4. Gefühle & Gedanken beeinflussen Schmerzen
Schmerz entsteht nicht nur im Körper, sondern auch im Gehirn. Stress, Sorgen oder Grübeln können die Beschwerden verstärken. Umgekehrt kann eine positive Haltung helfen, Schmerzen erträglicher zu machen.
Deshalb gilt: Der Kopf spielt mit. Achtsamkeit, Stressabbau und Vertrauen in den eigenen Körper sind wertvolle Helfer.
5. Bewegung ist die beste Therapie
Früher galt der Satz: „Schon dich, wenn du Schmerzen hast.“ Heute weiß man: Bewegung ist fast immer besser als Ruhe.
• Gehen, Radfahren oder leichtes Training verbessern die Durchblutung, stärken Muskeln und beruhigen das Nervensystem.
• Studien zeigen, dass regelmäßige Bewegung Schmerzen lindert und Rückfällen vorbeugt.
Schon kleine Schritte wirken wie Medizin.
6. Ruhe verschlimmert oft
Wer sich wegen Schmerzen dauerhaft schont, schwächt Muskeln und Gelenke. Auch das Nervensystem wird empfindlicher. So entsteht ein Teufelskreis: weniger Bewegung → mehr Schmerzen → noch weniger Bewegung.
Aktiv bleiben – im machbaren Maß – ist der Schlüssel.
7. Schlafqualität = Schmerzqualität
Schlechter Schlaf verstärkt Schmerzen, guter Schlaf beruhigt das Nervensystem. Umgekehrt können Schmerzen den Schlaf stören – ein Kreislauf, den man durchbrechen sollte.
Tipps für besseren Schlaf:
• regelmäßige Schlafenszeiten
• Bildschirmzeit vor dem Schlafen reduzieren
• abendliche Entspannungsrituale (z. B. Atemübungen)
Schlafhygiene ist Schmerzhygiene.
8. Medikamente sind nur ein Baustein
Natürlich können Medikamente zeitweise helfen. Aber: Studien zeigen, dass sie selten die alleinige Lösung sind. Dauerhaft verbessern sich Schmerzen vor allem durch Bewegung, gezielte Übungen und Veränderungen im Lebensstil.
Medikamente können unterstützen – aber sie sind nicht die Haupttherapie.
9. MRT ist oft nicht nötig
Viele Patient:innen wünschen sich ein MRT, um „Sicherheit“ zu bekommen. Doch bei unspezifischen Rückenschmerzen ohne Warnzeichen bringt ein MRT häufig keine neuen Informationen. Im Gegenteil: Zufallsbefunde können verunsichern und dazu führen, dass Patient:innen sich weniger bewegen – was die Beschwerden verstärkt.
Ein MRT ist nur nötig, wenn bestimmte Warnzeichen auftreten (z. B. Lähmungen, Taubheitsgefühle, Fieber oder Unfall).
10. Schmerzen können sich beruhigen
Auch wenn Schmerzen schon lange bestehen: Das Nervensystem ist veränderbar. Mit dem richtigen Wissen, mehr Bewegung, besserem Schlaf und gezielten Strategien kann sich der Alarm wieder normalisieren.
Schmerz ist kein Schicksal – er ist beeinflussbar.
Fazit: Aktiv werden statt Angst haben
- Schmerz bedeutet nicht automatisch Schaden.
- Das Nervensystem kann überempfindlich werden – aber auch wieder lernen, sich zu beruhigen.
- Bewegung, Schlaf, Aufklärung und Physiotherapie sind die wichtigsten Werkzeuge.
Sie selbst spielen die Hauptrolle in Ihrer Genesung. Mit Unterstützung Ihres Physiotherapeuten finden Sie den Weg zu mehr Bewegung, weniger Schmerz und besserer Lebensqualität.